Ich bin ursprünglich hörend geboren und in Eugendorf bei Salzburg aufgewachsen. Nach ein paar Jahren der Berufserfahrung entschied ich mich für die Mutterschaft, aber immer mit dem Gedanken im Hintergrund später auch in der Politik tätig zu werden, da ich sehr gern im kritischen Austausch mit politischen Äußerungen war. Ich war von meinem Wunsch geleitet etwas zu bewirken. Und dann kam alles anders. Durch eine unerwartete schwere Krankheit lag ich ein Monat im Koma. Ich überlebte es mit der Tatsache, dass ich an beiden Ohren (bilateral) ertaubte. Nun verlief mein Leben anders als es eigentlich geplant war.
Anfangs dachten die Ärzte ich hätte nur einen Gehörsturz. Jeden Tag in der Früh wachte ich auf und fragte mich, ob ich heute etwas hören werde. Die Hoffnung wieder zu hören blieb bei mir tagaus, tagein über Jahre hinweg. In dieser Zeit lies ich nichts unversucht um mein Gehör wieder zu bekommen und musste schlussendlich einsehen, dass ich gehörlos bleibe.
Die Gehörlosigkeit stürzte mich in eine große Isolation und ich fühlte mich wie ein Mensch zweiter Klasse. Aus der Situation lernte ich schnell von den Lippen abzulesen, um mit meinem Umfeld kommunizieren zu können. Durch die immer wiederkehrenden Missverständnisse, die mich persönlich sehr verletzten. (Da ich noch nicht mit der Situation umgehen konnte zog ich mich immer mehr und mehr aus der Gesellschaft zurück und wurde auch sehr verbittert.)
Unterstützung fand ich in dieser schweren Zeit bei meiner Familie - Danke! Wobei ich größere Familienfeiern, die ich früher genossen habe, jetzt hasste, weil sie sehr viel inneren Stress und Missverständnisse bedeuteten.
Meine Tochter Tamara und ich entwickelten über die Jahre unsere eigene "Gebärdensprache", die kein außenstehender verstand und uns einander sehr nahe brachte. Die richtige Gebärdensprache lernte ich erst 10 Jahre später. Dadurch konnte ich endlich wieder mit anderen Menschen kommunizieren und entdeckte eine ganz andere Kultur.
Durch die Malerei habe ich den Kontakt zu der hörenden Welt nicht ganz verloren und neue Kraft und Selbstbewusstsein gefunden. Durch sie und die neu erlernte Gebärdensprache schaffte ich es wieder an der Gesellschaft teilzunehmen und meine Ängste zu überwinden.
Die Neugier auf ein CI (Cochlea Implantat) wurde immer größer, trotz der vielen "Schauermärchen" und dem großen Respekt vor der Operation selbst. Schlussendlich vereinbarte meine Schwester einen Termin im Landeskrankenhaus Salzburg. Wegen meiner fast 20-jähirgen Gehörlosigkeit wurden meine Chancen wieder zu hören als sehr gering eingestuft.
Zum Glück fasste ich doch den Mut mich dennoch implantieren zu lassen. Im November 2008 bekam ich mein erstes Implantat und musste das "Hören" wieder neu erlernen. Das zweite Implantat bekam ich dann im März 2010 und bemerkte nach einer Woche, dass mein Hören viel reiner wurde und ich entdeckte und hörte den Facettenreichtum der Musik wieder.
In den letzten Jahren habe ich in drei verschiedenen "Hörwelten" - wie ich es bezeichne - gelebt: die normal hörende, die gehörlose bzw. gebärdende und die mechanisch-hörende Welt. In dieser Zeit habe ich sehr viel (Lebens-) Erfahrung gesammelt und durch die Implantate meine Lebensqualität verbessert. Gestärkt durch meine neu gewonnene Lebensfreude möchte ich meine Erkenntnisse mit anderen Betroffenen teilen und ihnen Mut machen.
In jeder Situation gibt es einen Weg,… man muss ihn nur sehen.